Motive und Handlungsmuster von Bürgern in Seniorengenossenschaften
In Seniorengenossenschaften, einem neuen Konzept der Selbsthilfe, wird bürgerschaftliches Engagement in genossenschaftlicher Form der Hilfe auf Gegenseitigkeit gelebt. Anlehnend an das bei Tauschringen praktizierte LETSystem dienen bei den Seniorengenossenschaften Zeitkonten als Verrechnungssystem für geleistete und erhaltene Hilfen. Seniorengenossenschaften arbeiten lokalökonomisch als Initiativen des Dritten Sektors, folgen dem Prinzip der Gegenseitigkeit und Eigenverantwortung und wirken durch das zusätzlich bereitgestellte Angebot wohlfahrtssteigernd. Die in Seniorengenossenschaften gelebte Reziprozitätsnorm ist langfristiger, generalisierter Natur, denn der Tausch ist in die Zukunft verschoben. Tragend für die Stabilität der Initiativen ist die Gesellungsform, wobei der wirtschaftliche Charakter des Gebildes in den Hintergrund rückt. Derzeit sind im Bundesgebiet etwas 50 Seniorengenossenschaften tätig. Alle Initiativen finanzieren sich nach Auslaufen von Modellprogrammen selbst und wirtschaften, bis auf die mietfreie Überlassung von Räumlichkeiten in einer städtischen Einrichtung, unabhängig von städtischen, kommunalen und staatlichen Zuschüssen.
Der qualitative Ansatz des Forschungsprojekts versucht nun, die Motive der Bürger, sich in Seniorengenossenschaften zu engagieren, aus deren Lebensgeschichte heraus zu dokumentieren. Die Faktoren, die das eigenverantwortliche, auf Gegenseitigkeit beruhende Engagement älterer Bürgerinnen und Bürger begünstigen, werden ermittelt, um daraus allgemeingültige Aussagen abzuleiten, die die Motive des Engagements in genossenschaftsartigen Sozialgebilden darlegen. Außerdem sollen Anreizstrukturen für die Förderung seniorengenossenschaftlichen Handelns offen gelegt werden, um gemeinwohlorientierten Trägern Handlungsoptionen zu geben.
Laufzeit: Februar 2007 bis Februar 2009. Das Projekt wurde von der Robert-Bosch-Stiftung finanziert.
Projektleitung: Prof. Dr. Schulz-Nieswandt.