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Genossenschaftliche Gaststätten - als Orte des gelingenden Miteinanders?

Eine große Zahl von Kommunen im ländlichen Raum verfügt über eine abnehmende Zahl von Geschäften der Nahversorgung und Räumen für soziale Interaktion. Dieser Zugang ist ein wichtiger Bestandteil der gesellschaftlichen Teilhabe. Seine Sicherung ist notwendig, um die grundsätzlich geforderte Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse zu gewährleisten. Gaststätten werden hier als Orte gesehen, die Potentiale aufweisen, sowohl einen Teil der Nahversorgung abzudecken als auch vielfältige soziale Funktionen zu erfüllen. Durch das Engagement und die kollektive Selbsthilfe der Bürger*innen kann die Versorgung mit Gütern von öffentlichem Interesse durch die Gründung genossenschaftlicher Gaststättenbetriebe verbessert werden. Diese Initiativen sollen einerseits den immer größer werdenden Versorgungslücken im ländlichen Raum entgegenwirken und können andererseits den Zusammenhalt der Dorfgemeinschaft stärken. Sie können als Ausdruck einer Form des zivilgesellschaftlichen Engagements gesehen werden, die die Teilhabe an der Nahversorgung und die Verbesserung sozialer Chancen in ländlichen Regionen ermöglicht.

Ein soziologisches Interesse an der Untersuchung von Gaststätten ergibt sich aus deren kultureller Bedeutung und ihren vielfältigen Funktionen: Sie sind lebendige Treffpunkte für Freunde und Fremde, an denen über Politik geredet und Ideen ausgetauscht, getrunken und gelacht, gespielt und gegessen wird. Sie sind Heterotopien, andere bzw. dritte Orte, in denen das Private und das Öffentliche integriert sind, sowie Orte der Grundlegung sozialer Identität und der Generierung emotionaler Erinnerungen. Zudem sind sie Teil der lokalen bzw. gemeinschaftsbasierten Wirtschaft und in der Lage zu einem stärkeren Zusamenhalt und damit zu widerstandsfähigeren Gemeinschaften beizutragen. Die Genossenschaft wird als eine Unternehmensform angesehen, die prädestiniert dafür ist, Innovationsbeiträge für die kooperative Bewältigung der Herausforderungen, die sich aus lückenhafter Nahversorgung und fehlenden Räumen für soziale Interaktion ergeben, zu leisten.

Da die Gründungsaktivitäten genossenschaftlicher Gaststätten noch in den Kinderschuhen stecken, ist das Ziel dieses Forschungsvorhabens, Faktoren, die die Motivation zur Gründung einer solchen Genossenschaft und die allgemeinen Gründungsaktivitäten in dieser Hinsicht beeinflussen, zu identifizieren und untersuchen. Darüber hinaus wird die allgemeine Rolle von Gaststätten untersucht; die miteinander verflochtenen wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Aspekte von Gaststätten für die Nutzer*innen und die Region sowie die Bedeutung der Genossenschaftlichkeit in dieser Hinsicht werden hervorgehoben.